MY TESLA EXPERIENCE: ist das ein Auto oder ein Computer auf 4 Rädern?!

Und wie steht es wirklich um die Nachhaltigkeit dabei? Eine persönliche Zwischenbilanz nach 10.000 km

Der gesamte Kaufprozess war einzigartig und zum Teil seltsam. Ich erinnere mich, dass ich meinen Tesla online vom Frühstückstisch an einem Samstag morgen bestellt habe. Das ist ziemlich genial. Keine nervigen Verkaufsgespräche, ganz klare Konditionen. Auch die Konfiguration des „Autos“ ist einfach, weil es nur 4 Modelle in 2 Preisklassen gibt (X, S bzw Y und 3), und innerhalb der Modelle nur wenig Ausstattungsmöglichkeiten. Mein „Auto“ war in 3 Minuten konfiguriert und in 5 Minuten bestellt; irre. Am wichtigsten war mir die neue Lackierung aus der Gigafabrik Berlin: QUICKSILVER. Gerade wenn die Sonne drauf scheint, ein Hammer. Hier werden die Tesla Y für Europa großteils hergestellt- in einer ultramodernen KI-Fabrik:

Nachdem es Teslas Ziel ist, eine Million „Autos“ pro Quartal weltweit zu verschiffen und auszuliefern, produzieren die sozusagen nicht nur „on demand“, sondern auch „for stock“- also leicht auf Vorrat. Das bedeutet, dass die Auslieferung rasch nach der Bestellung erfolgt, in meinem Falle knapp 3 Wochen danach. Individuelle Abholtermine werden nicht goutiert, verschieben geht gar nicht, denn sonst ist der Tesla gleich wieder weg, an jemanden anderen verkauft- und deine Reservierungsgebühr (250.-) verfällt. So läuft das dort.

Kurz vor der Auslieferung und Übergabe bekommt man ein E-Mail mit Video-Links für die Inbetriebnahme des „Autos“ und das 300 Seiten starke Benutzerhandbuch.  Die Einschulung/Einweisung ins E-Auto-fahren, erfolgt also autodidaktisch über Youtube-Videos. Am Übergabetag selbst gibt es einen Timeslot von 15‘  – und dann ab mit dir. Niemand nimmt sich persönlich wirklich Zeit dort. Service ist Schnee von gestern, ein nostalgisches Erfolgsrelikt der 90er-Jahre. Großteils inkompetentes und unfreundliches Personal aus aller Herren und Frauen Länder 😅. In einem coolen Tesla-Shirt im schwarzen stylishen Salesroom ist man halt plötzlich jemand. 

Die Phase des Anfreundens mit dieser neuen Form der Mobilität hat bei mir länger gedauert. Sogar heute noch weine ich meinem guten alten Range Rover Sport etwas nach- der mich 300.000 km lang sicher und fein von A nach B gebracht hat. Ein echter Buddy der alte Sir  (hätte mir nie gedacht, dass ich das jemals von einem Auto sagen würde)…doch langsam haben wir uns aneinander gewöhnt – der Tesla Y und ich. Y wie WHY und Y wie das männliche Chromosom….

Die Highlights

Eindeutig das unkomplizierte Fahrvergnügen. Einsteigen und los geht die Fahrt – wie mit einem Gocart oder Autodrom. Im Prinzip betätigt man nur 1 Pedal- das Gaspedal. Sobald man dieses nicht drückt, bremst der Wagen von selbst relativ stark – und über die „Rekuperation“ eine Art regeneratives Bremsen, ladet sich die Batterie leicht auf. Man bekommt rasch ins Gefühl, wie lange die Bremswege sind und sollte trotzdem auf die normalen Bremsen auch nicht vergessen. 

Weiters: Straßenlage sensationell und Beschleunigung noch sensationeller!

Jedoch: bei allem Hightech was da drin ist- man wird das Gefühl nicht los, dass man in einer klapprigen Schüssel durch die Gegend rumpelt. Federung und Geräuschkulisse wurden auch bei den Vorgängern schon stark kritisiert, scheinbar ist es besser geworden, ich finde das immer noch mangelhaft. 

Das Interieur ist clean und stylisch aber nicht hochwertig. Gewöhnungsbedürftig natürlich der große zentrale Screen und sonst keinerlei Anzeigen, Armaturen etc. 

Das echte Lowlight jedoch ist die Reichweite.

Hier erzählen alle Bullshit. Sowohl die offiziellen Daten als auch die Erzählungen der Tesla-Jünger stimmen nicht, das sind fantasievolle Narrative einer möglichen Zukunft, aber nicht der Gegenwart- ausser man fährt mit 80km/h auf der Autobahn! Dann stimmt die Reichweite von 400km. Im Normalfall kommt man mit Reistetempo 120 max 300 km. Was ja auch Vorteile hat: Einerseits diszipliniert das alle Schnellfahrer (wie mich), weil es frustrierend ist zuzuschauen, wie schnell sich der Akku auf der Autobahn entlädt (erst recht bei Kälte und/oder Gegenwind)- und spart sich damit einige Anzeigen, andererseits motiviert es auch wieder zu mehr Zugfahrten – v.a auf der schnellen Westbahnstrecke. Denn so macht Autofahren auf längeren Strecken keinen Spaß. Natürlich ist das technische und logistische System der Tesla-Supercharger– Netze toll- trotzdem muss man in Summe immer mit 45-60‘ Ladezeit rechnen – und nicht mit den kolportierten 20‘. Oft sind diese Supercharger auch etwas abgelegen und plötzlich befindet man sich zum Aufladen in einem Vorstadtviertel von St. Pölten oder in der Gewerbezone von St. Veit a.d. Glan etc. Je stärker ein Supercharger frequentiert ist, umso länger dauert das Laden,: je mehr man aufladen möchte, umso langsamer geht das Laden gegen Ende hin. Bekannte von mir haben sich ein Federball-Set in den Kofferraum gelegt- um solche Pausen in Bewegung zu überbrücken. Coole Idee! Apropos Kofferrraum– sehr gut gemachte Lade- und Stauräume hinten und vorne- echt top!

Wirklich witzig auch das Entertainment-Package- hier ist vom Zoom-Account bis zum Karaoke alles drin, Filme schauen geht natürlich nur in Parkposition. Meine Jungs lieben die unterschiedlichen Furzgeräusche, die man zB beim Blinken einstellen kann ..🎈

Mein Fazit: für mich ist dieses Gefährt eher ein PC auf 4 Rädern, als ein Auto- so wie wir es kannten. Das ist befremdlich und erstaunlich zugleich. Die Reichweite MUSS besser werden und die Ladegeschwindigkeit auch. Dann könnten wir beide alt miteinander werden. 

Wie sieht’s es nun generell um die Nachhaltigkeit von Tesla aus?

Interessanterweise wurde Tesla 2022 aus dem Aktienindex S&P 500 ESG für nachhaltige Investments gestrichen. Für Elon Musk war das Grund für einen – für viele wohl durchaus nachvollziehbaren – Ausraster via Twitter. “Exxon [einer der größten Ölkonzerne der Welt] wird vom S&P 500 als eines der zehn besten Unternehmen der Welt für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) eingestuft, während Tesla es nicht auf die Liste geschafft hat! ESG ist ein Betrug. Es wurde von falschen Kriegern der sozialen Gerechtigkeit zur Waffe gemacht”, so Musk.

In einer Erklärung zu dem Vorgang heißt es von S&P Dow Jones, es gebe “viele Gründe” für die Streichung von Tesla aus dem Index. Darunter seien Rassismus-Vorwürfe, Klagen über schlechte Arbeitsbedingungen in Fabriksstandorten in den USA und der Umgang mit Untersuchungen zu (teilweise tödlichen) Unfällen in Verbindung mit dem Autopilot- und es fehle eine Unternehmensstrategie zur Reduktion des eigenen CO2-Fußabdrucks. Zwar sei Teslas Nachhaltigkeitsranking im vergangenen Jahr ziemlich stabil geblieben, aber der Rest der Autobranche habe sich deutlich verbessert, wodurch Elon Musks Unternehmen vergleichsweise abgerutscht sei. Woraufhin sich der gute Mann an die Arbeit gemacht hat, um das m.E. vollständig zu widerlegen. (Alles nachzulesen auf der Tesla-Website unter den „Impact-Reports oder hier: https://www.tesla.com/de_at/impact/environment)

Schauen wir uns das nun im Detail noch an. Tesla wurde ja von einer Gruppe von Ingenieuren gegründet, die beweisen wollten, dass Elektroautos besser und schneller fahren als Benzinautos und noch dazu mehr Fahrspass bieten. Heute, 15 Jahre nach der Markteinführung des Tesla Roadster, ist unbestritten, dass die Zukunft Elektrofahrzeugen gehört….oder auch nicht?  Viele wichtige Fragen müssen noch geklärt werden – einige Skeptiker behaupten gar, dass Fahrzeuge der neuen Generation noch gefährlicher und umweltschädlicher seien als herkömmliche Autos. 

Folgende TOP 5- Aussagen bzw Vorwürfe kommen euch sicher bekannt vor:

1: „Der Autopilot ist gefährlich und gehört verboten.”

2: „Die Herstellung von Batterien ist noch umweltschädlicher als Erdöl.”

3: „Batterien werden nie billig genug sein, um Elektroautos wettbewerbsfähig zu machen.”

4: „Das Laden von Autos mit Energie aus schmutziger Kohle ist genauso umweltschädlich.”

5: „Tesla verwendet Kobalt aus Kinderarbeit.”

Darauf gibt es von Tesla folgende Statements:

ad 1: Die Autopilot-Funktion von Tesla verursacht weniger Verkehrsunfälle als herkömmliches Fahren. Im Schnitt verzeichnete Tesla einen Unfall pro 2,87 Millionen im Autopilot gefahrener Meilen. Bei Fahrten ohne Autopilot hingegen, gab es einen Unfall pro 1,76 Millionen gefahrener Meilen. Im Vergleich dazu zeigen die neuesten Daten der NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration, die zivile US-Bundesbehörde für Strassen- und Fahrzeugsicherheit), dass es in den Vereinigten Staaten alle 436‘000 Meilen zu einem Autounfall kommt. Ich selber fahre in der Beta-Version, die schon ein paar Mal zu meiner Sicherheit (zum Glück) rechtzeitig eingegriffen hat. 

Ad 2: Das Unternehmen entwickelt Lösungen, um alte E-Fahrzeugbatterien zu recyceln. Ein wichtiger Unterschied zwischen fossilen Brennstoffen und Lithium-Ionen-Batterien als Energiequelle besteht darin, dass fossile Brennstoffe nach der Gewinnung nur einmal verwendet werden, die Materialien einer Lithium-Ionen-Batterie jedoch wiederverwendbar sind. Erdöl, das aus dem Boden gepumpt, chemisch raffiniert und dann verbrannt wird, setzt schädliche Emissionen in die Atmosphäre frei, die nicht zur Wiederverwendung zurückgeführt werden können. Batteriematerialien hingegen werden veredelt und in Zellen gespeichert und bleiben dadurch bis ans Ende ihrer Lebensdauer erhalten, worauf sie recycelt werden, um ihre wertvollen Bestandteile wieder und wieder zu verwenden.

Ad 3: E-Auto-Batterien werden in Zukunft billiger. Mit dem Batterie-Recycling-Kreislauf hat Tesla eine Lösung geschaffen, um die Energieversorgung von der Einmalverwendung fossiler Brennstoffe hin zur mehrfachen Wiederverwendung von Altbatterien zu führen. Aus wirtschaftlicher Sicht erwartet man dadurch langfristig deutliche Einsparungen, da die Kosten für die grossflächige Rückgewinnung und das Recycling von Batteriematerialien weitaus geringer ausfallen als für die Beschaffung und den Transport immer neuer Materialien.

Ad 4: Eine Autobatterie, die aus einer „schmutzigen“ Stromquelle aufgeladen wird, verursacht noch immer weniger Umweltschäden als das Fahren eines Benzinautos.

Selbst wenn Elektrofahrzeuge in Regionen aufgeladen werden, die einen Grossteil ihres Stroms aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe beziehen, ist die für die Aufladung von Elektrofahrzeugen erforderliche Stromproduktion immer noch deutlich umweltfreundlicher als das Tanken eines Autos mit Verbrennungsmotor. So sind beispielsweise nach Angaben des U.S. Department of Energy’s Alternative Fuels Data Center (US Rechenzentrum für Alternative Kraftstoffe) ab Juli 2018 sogar in Texas – einem der Staaten mit der höchsten Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen (75%) – die Emissionen bei der Stromerzeugung für Elektrofahrzeuge immer noch über 22% niedriger als bei Benzinfahrzeugen und fast 5% niedriger als bei Plug-in-Hybridfahrzeugen. Wobei 100% des Stroms von Tesla-Tankstellen aus erneuerbaren Energiequellen kommt, also „sauberer Strom“ ist. 

Ad 5: Die Nutzung von Kobalt für die Batterieproduktion wird schrittweise reduziert.

Tesla verwendet nicht nur deutlich weniger Kobalt pro Fahrzeug als der Rest der Elektrofahrzeugindustrie, sondern plant auch, das Kobalt am Ende der Batterielebensdauer zu recyceln und wiederzuverwenden. Tesla sucht weiterhin nach Möglichkeiten, den Kobaltanteil ihrer Batteriezellen zu reduzieren, mit dem Ziel, diesen vollständig zu eliminieren. Um sicherzustellen, dass das Kobalt in der Lieferkette von Tesla nicht aus Kleinbergbau-Gebieten stammt, hat man gezielte Due-Diligence-Verfahren für die Beschaffung von Kobalt eingeführt… Tesla hat eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Menschenrechtsverletzungen in ihrer Lieferkette. Die Menschenrechts- und Konfliktmineralpolitik von Tesla soll sicherstellen, dass die Produkte von Tesla keine bewaffneten Gruppen direkt oder indirekt durch Bergbau oder Mineralhandel in der Demokratischen Republik Kongo und den angrenzenden Ländern finanzieren oder begünstigen.

Conclusio: Also- ganz so wird sich das nicht verhalten, wie es Tesla von vielen Seiten vorgeworfen wird. Die abschließende Fotomontage zeigt die Widersprüchlichkeit des Themas Nachhaltigkeit an sich, aber auch die grauslichen medialen Methoden, „Wahrheiten zu produzieren“, die keine sind.